Die Grafschaft Tirol (ca. 1100 – 1363)

Die Verleihung der Lehen an die Bischöfe von Trient und Brixen mag zwar oberflächlich betrachtet ein geschickter politischer Schachzug gewesen sein, aber schon bald erwies sich diese Entscheidung Kaisers Konrads im Jahre 1027 als völlig falsch. Der Kaiser hatte zwar die Kontrolle über seine Lehensmänner, die Bischöfe, aber diese hatten als kirchliche Würdenträger kein Heer unter sich, das sie im Kriegsfalle befehligen konnten. Daher waren sie wiederum auf den Schutz starker Adelsgeschlechter angewiesen. Solche Geschlechter waren die Grafen von Hirschberg und Andechs. Diese beiden verstrickten sich jedoch zunehmend in Intrigen und Komplotten und so nahm ihr Einfluss immer mehr ab, bis sie ganz von der Bildfläche verschwanden.

Wichtig für die weitere geschichtliche und politische Entwicklung unseres Landes waren die Grafen von Tirol. Die Tiroler Grafen wurden nach dem Schloss Tirol benannt. Um 1140 wurden erstmals ein Albert und Berthold von Tirol bezeugt. Sie herrschten um 1150 auf der Stammburg. Etwa ab der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts übten die Tiroler Grafen auf der Grundlage eines Lehens der Fürstbischöfe von Trient die Grafenrechte im Vinschgau aus. Um 1170 verleibten sie einen Großteil der Grafschaft um Bozen ihrem Herrschaftsbereich ein. Nach dem Sturz Heinrichs von Andechs erhielt Albert III. von Tirol 1210 die Vogtei über Brixen und Grafschaftsrechte im Eisacktal und Pustertal. Seine Tochter Elisabeth heiratete Otto II. von Andechs-Meranien, die Tochter Adelheid Meinhard III. von Görz. In beiden Ehen gab es keine männlichen Nachkommen, daher ging das Erbe der Tiroler Grafen an die Meinhardiner über

Der Görzer Graf Meinhard festigte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Herrschaftsrechte südlich und nördlich des Brenners, schuf mit Geschick und politischem Weitblick das Land im Gebirge, die Grafschaft Tirol. Die politische Stabilität hing nicht nur vom Landesfürsten allein ab, sondern wurde auch mitgetragen von den Ständen, dem Adel, den Städten und ländlichen Gerichtsgemeinden. Sie entwickelten ein erstaunliches Gefühl der Zusammengehörigkeit und schufen die Identität des Gemeinwesens. Dies war besonders wichtig, war Tirol doch wiederholt Ziel politischer Attacken. Dies erklärt sich vor allem aus der Tatsache, dass Tirol die wichtigste Nord-Süd-Verbindung, also das Tor nach Süden war. Über die Pässe führten wichtige Straßen und Nachschublinien.

Nach dem Tod Meinhards wurden große Teile der erworbenen Güter wieder zurück gegeben, den Söhnen verblieb aber eine bedeutende Anzahl von Gerichten in der Bozner Umgebung, darunter auch das Gericht Karneid.

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